Weihnachten – ein politischer Vorsatz fürs kommende Jahr

von Renato Pfeffer

Die Weihnachten hat für viele an Bedeutung verloren. Viele wissen nicht einmal mehr, was Weihnachten mit dem Jesuskind zu tun hat. Es gibt so manche Bewegung, dem Fest wieder seine religiöse Bedeutung zurück zu geben. Und es wird dabei übersehen, dass es eigentlich ein grund-politisches Fest ist.

Weihnachten hat heute mit Geschenken, Weihnachtsmann, Beleuchtungen und schöner Musik in den Einkaufshäusern mehr zu tun als mit der Weihnachtsgeschichte, die wir aus der Bibel kennen. Und wenn von Jesus Christus und seiner Geburt erzählt wird, wird die ganze Politik, die in dieser Geschichte vorkommt, ausser Acht gelassen. Ein Blick ca 2000 Jahre zurück bringt so einiges ans Licht:

Im Israel der damaligen Zeit, wo Jesus geboren wurde, hatte man Sehnsucht nach einem Retter, einem Messias. Die Sehnsucht war politischer Natur. Es herrschte Herodes – ein Mann, der für sich vornehmlich für zwei Dinge interessierte: seine grossen Prestige-Bauten und seine Machtsicherung. Auf ihn zurück gehen der imposante Herodianische Tempel in Jerusalem, die grosse Bergfestung und Residenz Masada, sein Palast Herodion mit einem überdimensionalen Pool, worin er in dieser Wüstengegend Schiffe fahren liess und so manch andere dekadente Bauten. Zwei Jahre vor seinem Tod liess er zwei seiner Söhne hinrichten – wegen Verdacht, sie könnten ihm seine Macht streitig machen – dies unterstreicht den Kindermord, von dem in der Bibel berichtet wird, drastisch. Die römische Herrschaft und Herodes als deren Vertreter waren in Israel verhasst. Man sehnte sich nach dem Mann, der das Volk retten wird, man sehnte sich nach einer politischen Person, die hier wieder Ordnung reinbringen soll.

Doch es kam anders: der prophezeite Politiker wurde in einer Höhle geboren und musste aus dem Land fliehen, bis zwei Jahre später Herodes starb und er wieder zurückkehren konnte. Sein ganzes Leben war nicht darauf ausgerichtet, den politischen Herrscher zu stürzen und sein eigenes Reich aufzubauen. Sein politisches Lebenswerk war ein anderes: Die Herzen der Menschen zu bewegen – und ohne es zu unterlassen, den Herrschern in Disputen auch kritische Fragen zu stellen. Er war Politiker indem er die einzelnen Menschen aufforderte, ihre politische Verantwortung an Nächstenliebe gegenüber einander wahr zu nehmen.

In der Schweiz geht es uns sehr gut. Weltpolitisch leben wir aber in einer sehr schwierigen Zeit: Es gab noch nie so viele Menschen auf der Flucht wie heute. Viele Menschen sehnen sich heute nach dieser Rettung, nach dem Ende dieser humanitären Katastrophe, vielleicht auch nach einem politischen Machtwort, um sie zu beenden. Diese Rettung wird vermutlich ausbleiben. Hier versuche ich von dem grössten Politiker aller Zeiten eine Scheibe abzuschneiden und zu lernen: nicht die persönliche Macht auszubauen, nicht andere zu stürzen, sondern die politische Verantwortung an Nächstenliebe gegenüber anderen wahr zu nehmen und auch einzufordern. Salz nannte Jesus Christus später diese Funktion – Salz über die Grenzen des eigenen Gartens auch über die Grenzen der Schweiz hinaus.

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